Rémy Khakule, Direktor für SAVE Wildlife Conservation Fund DRC
SAVE-Landesdirektor in der Demokratischen Republik Kongo, Rémy Khakule, ist nach dem Einmarsch der M23-Miliz im ostkongolesischen Goma nach Uganda geflüchtet. Nun ist er nach fast sechs Monaten in seine Heimat und den SAVE-DRC Standort zurückgekehrt. Noch immer kämpfen verschiedene Rebellen, alle voran die M23 und andere, zersplitterte Gruppen gegeneinander um die Kontrolle über die Stadt und die Region.
In der Provinz Nord-Kivu betreibt SAVE vier Spielgruppen, in denen mehr als 200 Kinder eine sichere Umgebung zum spielerischen Lernen finden. Die Kinder lernen von acht Lehrkräften alles über die Natur und ihre Umwelt nach dem SAVE-eigenen Bildungscurriculum „Education 4 Conservation“. Dieser Ansatz umfasst auch zwei Gemeinschaftsgärten, in denen die Bewohnerinnen der umliegenden Dörfer sich gemeinsam mit Geflüchteten der ökologischen Landwirtschaft widmen. Sie bauen dort vor allem Tomaten und Chillies an.
Wir haben Rémy nach der aktuellen Situation in Goma und den SAVE-Projekten gefragt.
SAVE: Wie erlebst Du Goma, nachdem Du fast ein halbes Jahr weg warst?
Rémy Khakule: Die Sicherheitslage in der Stadt ist immer noch sehr kritisch. Das heißt, dass der Alltag sehr schwierig für die Menschen in Goma ist.
Wir erleben hier viel Gewalt, also Mord, Vergewaltigung, Zwangsrekrutierungen und Raubüberfälle. Gerade neulich, am 27. Juli, haben uns schreckliche Nachrichten erreicht. Zwei junge Mädchen wurden im Dorf Mutaho, im Norden Gomas, erschossen. Auch im Stadtteil Mugunga wurden zwei Kinder erschossen. Das sind nur ein paar Beispiele vieler weiterer furchtbarer Taten, von denen wir wahrscheinlich noch gar nichts wissen. Nyiragongo, auch das liegt nördlich von Goma, ist ein Hotspot für Gewalt und Kriminalität geworden und die Situation dort schwappt auf die Stadt Goma über. Neben der akuten Bedrohung durch anhaltende Kämpfe können viele Menschen ihrer Arbeit nicht nachgehen und viele Kinder nicht zur Schule gehen.
SAVE: Welchen Einfluss hat die langanhaltende Gewalt auf die SAVE-Projekte?
Rémy Khakule: Sowohl die Sicherheitslage als auch die wirtschaftliche Situation schadet den SAVE-Projekten hier in der DR Kongo. Die Spielgruppen sind direkt betroffen. Denn die meisten Familien, die ohnehin schon von Tag zu Tag überlebten, müssen nun erst recht sehen, wie sie an Lebensmittel gelangen. Die finanzielle Not ist größer geworden. Wir haben Schwierigkeiten, Geld für Mahlzeiten in den Spielgruppen zu sammeln und alle zu versorgen. Das wirkt sich natürlich auf unsere frühkindlichen Bildungsprogramme aus. Wer hungrig ist, kann sich nicht konzentrieren und nicht lernen.
Da es immer wieder zu Überfällen und Entführungen kommen kann, kommen unsere Monitoring-Teams kaum in die manchmal sehr abgelegenen Gegenden der Spielgruppen. Das erschwert es uns, die Situation vor Ort genau einzuschätzen. Auch in unseren Gemüsegärten macht sich das bemerkbar. Denn obwohl wir gerade in der Erntezeit sind, bekommen wir das abgeerntete Gemüse, also den Überschuss, den wir produzieren, kaum in die Stadt transportiert, wo wir es auf dem Markt verkaufen. Unsere Ernährungssicherheit und die Projektprofitabilität sind somit stark eingeschränkt.
SAVE: Was benötigt Ihr vor Ort momentan dringend?
Rémy Khakule: Damit wir uns bestmöglich an die aktuelle Situation anpassen können und die Gemeinden weiterhin unterstützen können, brauchen wir die grundlegenden Dinge:
Erstens, Mahlzeiten und Snacks für unsere Spielgruppen, um die finanzielle Not der Eltern zu lindern und sie zu ermutigen, ihre Kinder trotz der Umstände in die Spielgruppen zu schicken.
Außerdem benötigen wir unbedingt finanzielle Unterstützung für den Transport unserer landwirtschaftlichen Produkte sowie Verpackungsmaterialien, damit die Farmer und Farmerinnen in unseren Gemeinschaftsgärten ihre Ware verkaufen können. Das können
Wir würden den Menschen in den Gemeinden zudem gern Trainings und Kurse in der Verarbeitung ihres Gemüses ermöglichen, sodass sie ihre Produkte selbst herstellen und verkaufen können. Das ist wichtig, wenn wir mal wieder einen Transportengpass haben und die Ware vor Ort verarbeiten müssen, weil sie sonst verdirbt. Aber auch für solche Projekte fehlt das Geld.
SAVE: Das klingt nach einer äußerst schwierigen Zeit. Was lässt dich hoffen?
Rémy Khakule: Trotz der instabilen Lage und der ungewissen Zukunft glaube ich an unsere Projekte. Denn durch das „Education 4 Conservation“ – Programm haben wir bereits vier Spielgruppen in Rumangabo, Kabaya, Vitshumbi und Kanyabayonga etabliert. Die werden von den Kindern und ihren Eltern gut angenommen. Die Eltern betonen immer wieder, dass sie dadurch Zeit haben, Arbeit zu finden um am Ende des Tages etwas zu essen auf dem Tisch zu haben, während ihre Kinder in Sicherheit lernen.
Unsere Gemeindegärten in Kishishe und Kanyabayonga stärken derweil die lokalen Landwirte und auch junge Menschen lernen, wie man mit Biodünger und ohne Pestizide zurechtkommt. Gerade Frauen bringen sich hier sehr stark ein. All das hilft uns, neue Einkommensquellen zu schaffen. Im Virunga Nationalpark, der ganz in der Nähe liegt, sind seit dem Beginn des Jahres mehr Fälle von Wilderei beobachtet worden. Man muss aber anerkennen, dass viele aus der Not heraus handeln. Wir arbeiten deshalb daran, den Menschen Alternativen aufzuzeigen. Wir als SAVE-DRC können nur vorleben, dass wir resilient bleiben und unsere Mission weiterverfolgen, die Artenvielfalt zu bewahren und die nachhaltige Entwicklung der lokalen Gemeinden zu stärken.
Über SAVE:
Wir als SAVE Wildlife Conservation Fund haben es uns zum Ziel gemacht, durch die Stärkung von lokalen Gemeinden und holistische Umweltbildungsprojekte, bedrohte Arten nachhaltig zu schützen. 95 Prozent unserer Spenden fließen in die Projekte, das heißt jede Spende kommt auch direkt in der betroffenen Region an. Unsere ausschließlich lokalen Teams in der DR Kongo, Botswana und Polen gestalten die Programme gemeinsam mit den Communities. Denn wir glauben, dass Artenschutz nur mit den Menschen vor Ort gelingen kann.
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