Wichtiger Beutegreifer ohne Lobby
Warum Wolfsschutz gerade in Polen so wichtig ist:
In Polen gibt es geschätzte 2.000 Wölfe. Als wichtiger Player in Ökosystemen sollte er eigentlich einen umfassenden Schutz genießen. Schließlich ernähren sich eine ganze Reihe von Vogel- und Säugetierarten von den Überresten der Wolfsrisse. Sogar der Dünger verwester Beute gibt Stickstoff in den Boden ab und fördert als natürlicher Dünger die Pflanzenvegetation.
Wolfsschutz in Polen ist also enorm wichtig, betont Dr. Roman Gula, Wolfsforscher, Professor an der Polnischen Akademie der Wissenschaften und SAVE-Stiftungsleiter Polen. Aber er besteht mehr auf dem Papier als in der Praxis.
Die Gründe, erklärt Roman Gula, sind vielfältig. Zunächst kämpft der Wolf in Polen, so wie in Deutschland und vielen anderen Ländern auch, nach wie vor mit einem schlechten Image. Das Bild vom menschenfressenden Wolf ist kaum auszurotten.
Für Menschen, für die Viehhaltung die Lebensgrundlage darstellt, ist der Wolf ein ernsthaftes Problem. Wölfe sind in der Lage, nicht nur ein oder zwei Tiere, sondern die gesamte Herde sehr schnell zu töten. Die Verluste werden in Polen zwar von der Staatskasse entschädigt, jedoch bedeutet das immer bürokratischen Aufwand.
Den Wolf wirklich zu schützen, so Roman Gula, sei in Polen sehr schwierig. Viele Jäger betrachten Wölfe als Schädlinge. Einige von ihnen zögern nicht, sie zu schießen, wenn sich die Gelegenheit bietet. Einer der besenderten Wölfe des Forschungsrudels wurde bereits von einer Jagdkanzel aus erschossen. Es wurde festgestellt: Je mehr Wölfe es in Polen gibt, desto mehr werden von Jägern erschossen. Auch das Ausmaß der Wilderei nimmt zu.
Es gibt, so bedauert der Wolfsforscher, einfach keine Mechanismen durch Durchsetzung des Wolfsschutzes in Polen. Keine Behörde ist in der Lage, das Verbot des Abschusses von Wölfen durchzusetzen. Ein paar nationale Jagdwächter pro Provinz sind definitiv nicht genug. Der Wolf hat in Polen an den entscheidenden Stellen einfach keine Lobby.
Deshalb ist Aufklärung der Bevölkerung so wichtig: Info-Veranstaltungen, Workshops, Zusammenarbeit mit Schulen und Behörden: All das sind Puzzlesteine zu einem effektiveren Wolfsschutz.
Erfreulich ist, dass sich dem Team rund um Roman Gula immer mehr Freiwillige anschließen. Erst mit einer gewissen Zahl den Feldforschern sind profunde Erkenntnisse möglich. Gleichzeitig steigt aber auch der Bedarf an Fotofallen, Telemetriehalsbändern, GPS-Geräten und Walkie-Talkies. Dazu kommen Gentests zur DNA-Auswertung.
Ohne das langfristige und nachhaltige Engagement von SAVE könnte Dr. Roman Gula diese aufwendige Forschungsarbeit nicht durchführen. Nur so kann er Schritt für Schritt den langfristigen Schutz der wichtigen und faszinierenden Beutegreifer sichern.